Im Mai war ich „dienstlich“ auf der Wasserkuppe, dem „Berg der Flieger“, der mir schon seit frühesten Kindheitstagen ein Begriff ist. Hier, auf dem mit fast 1.000 m Höhe gewaltigsten Berg Hessens hat die Segelfliegerei ihren Anfang genommen und hier hat bis heute die Flugschule Wasserkuppe ihren Sitz, werden quasi alle Arten des Luftsports bis auf Fallschirmsprung gelehrt und ausgeübt.
Während der Gespräche mit dem Vorstand der Schule stellte sich heraus, dass für einen Offiziersanwärterlehrgang der Luftwaffe im Juni noch ein Segelfluglehrer gebraucht wird. Kurzer Blick in den Kalender und zugesagt.
Die Bundeswehr hat schon begriffen, dass Segelfliegen als Grundlage jeder fliegerischen Betätigung unerlässlich ist und spendiert ihren OAs eine Woche Segelfliegen, 20 Windenstarts oder 14 Windenstarts und drei Flugzeugschlepps. Das Ganze in Eigenorgansiation der OAs, damit es zügig vorangeht. Geschult wurde auf ASK 21, dem bewährten und robusten Doppelsitzer aus Poppenhausen zu Füßen der Wasserkuppe.
Ich reiste am Vortag des Lehrganges, Sonntag, dem 18.Juni wie gewohnt mit Öffis an. RE Lübeck – Hamburg, ICE Hamburg – Fulda, und dann mit dem Bus vom Fuldaer HBF bis vor die Haustür der Schule. Ich bezog mein sehr einfaches aber völlig ausreichendes Quartier und bekam meine Einweisung in die Verhältnisse auf und um den Berg der Flieger. Das Wetter meinte es gut mit mir, und spendierte mir einen ausgedehnten Thermikflug mit Steigwerten, die das Variometer nicht mehr anzeigen konnte.
Am nächsten Morgen erschienen die Offiziersanwärter mit Hörsaalleiter, einem Hauptmann pünktlich „zum Dienst“ und bekamen eine gründliche Einweisung. Bei der Gruppeneinteilung kam ich besonders gut weg, die drei Offiziersanwärterinnen mit einem Offiziersanwärter wurden mir zugeteilt.
Bis zum Donnerstagmittag absolvierte ich um die sechzig Starts, im F-Schlepp und an der Winde, kurze Runden und mehrere kurze Thermikflüge. Die Elevinnen waren begeistert und hatten nach der Woche ein völlig neues Verhältnis zur dritten Dimension. Am Mittag stieg ich wieder in den Überlandbus nach Fulda und erwischte den letzten ICE, der es vor den Gewittern bis Hannover geschafft hat.
Eine schöne Woche, eine tolle Erfahrung, die ich noch anwenden werde. Dazu aber zu einem späteren Zeitpunkt mehr.
Wie ich nach meiner Pensionierung sagte: es ist nicht das Ende, es geht nur anders – und nicht schlechter – weiter