Auch in diesem Jahr fand das Sommerlager des Aero Club von Lübeck wieder in Hattorf / Aue am Südrand des Harzes statt.
Ich hatte zwar keinen Urlaub bekommen, aber durch das Zusammenlegen meiner Off-Tage für Juni und Juli über den Monatswechsel konnte ich mir ein Zeitfenster freischaufeln und am Sonnabend, dem 29. Juni mit dem Discus im Anhänger anreisen.
Die Kameraden waren in der vorangegangenen Woche kaum zum Fliegen gekommen, und auch am Sonntag reichte das Wetter nut für eine erweiterte Platzrunde und 20 Minuten Flugzeit.
Der Montag brachte dann fliegbares Wetter, und ich startete um 11:10 Uhr zu einem Überlandflug. Es wurde ein sehr anstrengender Flugtag. Die Cumuli waren alles andere als strahlend weiß und waberten als „Wassersäcke“ so um 1200 – 1300 m Seehöhe über der Landschaft, die Steigwerte lagen bei mageren 1 – 1,5 m/s, und die Bärte waren sehr „eckig“. Ein Halbkreis mit Steigen, ein Halbkreis mit Saufen – nachzentrieren, wieder steigen und saufen, saufen und steigen. Dabei war der Übergang ausgesprochen ruppig, das E-Vario quieckte in allen Tonlagen, so dass das Fliegen nervlich und körperlich belastend war.
Ich hatte mich über Herzberg auf 1200 m NN hochgekämpft und machte mich sehr vorsichtig auf den Weg in Richtung Süden, wobei ich mich bemühte, immer im Gleitwinkelbereich eines Flugplatzes zu bleiben, denn das Getreide stand hoch, und Aussenlandefelder waren rar.
Nach mehr als 45 Minuten umrundete ich den Flugplatz Heiligenstadt an der A 38. 32 km mit einem Schnitt von 42 km/h über Grund – na super.
Da ich mich nicht zu weit von Hattorf entfernen wollte, drehte ich um und flog nach NNW. Bis nach Alfeld an der Leine waren es etwa 70 km, und mein Durchschnitt stieg auf 45 km/h !!!, der Kurbelanteil lag auf diesem Schenkel bei 47 %. Was für ein Tag! Nach 52 km in Richtung SSE wendete ich erneut über Göttingen und schlich mich nach Aue zurück, um bloß nicht aussenlanden zu müssen.
Nahe bei Hattorf hatte ich nur noch eine Höhe von kanpp 400 m über Grund und war eigentlich soweit, den Flugtag zu beenden, zumal sich der Himmel auch schon bedrohlich verdunkelte.
Den sicheren „Hafen“ unter mir probierte ich so einen dunklen Wolkenhaufen aber noch einmal aus, und – aufwärts ging es. Der Bart brachte etwa 1,5 m/s Steigen, war endlich einmal leidlich rund und brachte mich direkt auf 1200 m Seehöhe. Dann ging es im „gestreckten Galopp“ unter der Wolkenstrasse entlang bis nach Dransfeld, südwestlich von Göttingen und wieder zurück, wobei ich mit 1600 m die größte Höhe des Tages erreichte. Noch einmal wendete ich und flog nun am Südrand des Harzes entlang. Es regnete schon heftig aus der wolke über mir, aber sie zog mich immer höher und höher. Bei heftiger tubulent flog ich mit respektvollem Abstand zur Höchstgeschwindigkeit in Böen Richtung Westen. Der Regen prasselte auf die Haube, der Wollfaden klebte an ihr, und es tat immer heftigere Schläge. Als dann noch die ersten Blitze zuckten, drehte ich schnell zum Landeplatz ab, heizte die Höhe ab und sah zu, dass der Flieger unter das Hallendach kam. Waschen musste ich nicht mehr.
Nach genau 6 Stunden wieder am Boden, war ich fix und fertig.
Heute war Segelfliegen echter und harter Sport. Sechs Stunden nahezu fixiert in der engen Röhre, 40 % der Zeit, d.h etwa 2 ½ Stunden im z.T. sehr engen Kreisflug, dauernd Turbulenz, Navigation betreiben, die Wetterentwicklung beobachten, den weiteren Flugweg bestimmen, nach möglichen Landefeldern Ausschau halten – viel zu tun für Einen alleine.
Am Ende waren es nur 232 Streckenkilometer mit einem Schnitt von 47,5 km/h. Dennoch war es ein toller Flugtag, denn Fliegen lernt man nur durch Fliegen. Dass es unter sich überentwickelnden Cumuli turbulent wird, wusste ich schon lange, aber so harte Schläge habe ich dabei noch nicht erlebt.
Am nächsten Tag reichte es noch für einen ruhigeren Dreiecksflug, und dann wurde das Wetter wieder schlecht.
Dennoch – Segelfliegen ist wunderschön !