Seit die Tante im Mai / Juni diesen Jahres ihre Anhänger erfreut, bin ich so viel geflogen wie selten zuvor.
Am 16., 17. Und 18. Juni war ich wieder eingeteilt. In den Tagen zuvor war ich mit dem A 380 in Los Angeles und mit dem Stieglitz bei der Eröffnung des Deutschlandfluges in Lübeck dabei – und am 19. Juni ging es mittags schon wieder mit dem A 380 nach Delhi, volles Programm also.
Freitag der 16. Juni war ein sehr windiger Tag, und in Hamburg war die Piste 05/23 wegen Bauarbeiten gesperrt. Auf der verbleibenden Piste 15/33 war die Seitenwindkomponente dann leider auch sehr hoch, und wir haben es uns vor jedem Flug neu überlegt, ob wir überhaupt fliegen sollen. Es war richtig Arbeit, die alte Dame immer wieder heil an den Boden zu bekommen.
Der letzte Flug des Tages führte uns dann nach Kiel-Holtenau zum Besuch der Kieler Woche. In dieser Zeit sind die Hotelzimmer in Kiel so teuer, dass die Crew in Neumünster untergebracht war. Ich hatte mir die Verbindungen des ÖPNV rausgesucht und kam eigentlich ganz bequem mit Bus und Bahn nach Hause.
Der Sonnabend hat uns im Rückseitenwetter bei ansteigendem Luftdruck echtes „Kaiserwetter“ beschert. Für die jüngeren Leser: der letzte Deutsche Kaiser „Willem Zwo“ war ein begeisterter (Mit-)Segler und hatte an Travemünder- und Kieler Woche seine Freude. Wenn er also anwesend und das Wetter sehr schön war, sprach man ehrfurchtsvoll von Kaiserwetter. Wir hatten auch Kaiserwetter. Es wehte eine frische, dabei aber angenehme Brise, der Himmel war leicht bewölkt, und die Sichten schier unendlich.
Der Tag begann mit der Überprüfung von Thomas Kreimeier ob seiner Fähigkeit, das Flugzeug auch aus dem rechten Sitz zu fliegen, ging dann mit fünf Rundflügen weiter und endete mit dem jährlichen Prüfungsflug für Thomas. Der Flugtag dauerte also über 10 Stunden, und das kostet Kraft. Aber schön war es.
Die „Standardrunde begann nach dem Start auf der Piste 26 in Kiel mit einer sehr weiten Linkskurve um die Stadt herum, bei der ich eine diebische Freude hatte, die Thermikwolken anzusteuern. Wir haben einen Steigflugrekord nach dem anderen aufgestellt, die durchschnittlichen Steiggeschwindigkeiten lagen bei fast 1000 Fuß pro Minute, ein exorbitanter wert für die Tante, aber die Thermik machte es möglich. Dann ging es über den Flugplatz hinweg nach Eckernförde, von dort am Südufer der Eckernförder Bucht entlang nach Osten auf die Kieler Außenförde und von dort an Schilksee und Laboe vorbei zum rechten Queranflug von Holtenau. Wie schön, daß man zum Zweck von Start und Landung die Sicherheitsmindesthöhe unterschreiten darf / muß.
Der nachmittägliche Einstundenflug führte uns von Kiel über Plön und Eutin an die Hohwachter Bucht und von dort zurück nach Kiel. Eigentlich war es aber fast egal, wo man langflog, denn die klare Luft erlaubte einen herrlichen Rundblick über die gesamte holsteinische Landschaft.
Bei der Zugfahrt nach Kiel am Sonntagmorgen traf ich eine Gruppe reiferer Herren, die sich als begeistere Freunde alter Schiffe zu erkennen gaben und eine Fahrt auf der „Amphitrite“ gebucht hatten. Wir haben uns verabredet und über der Förde getroffen.
Als wir am Sonntagabend wieder in Hamburg eintrafen, hatte ich kaum Zeit, mich von der gute alten Tante zu verabschieden, denn am Montagmorgen um 05:08 Uhr sollte mein Zug nach Frankfurt abfahren. Der dann folgende Flug nach Delhi hatte wieder ganz andere Herausforderungen. Es ist mir geglückt, ungefähr 1.000 Menschen glücklich zu machen. 500, die nach Delhi wollten und nicht zu einem der Ausweichflughäfen, und 500, die nach Frankfurt wollten und nicht in ein Hotel am Flughafen und dafür den A 380 in Delhi brauchten. In der Nacht sind 13 Interkontflüge nicht wie geplant in Delhi gelandet, die Gewitter hatten es wahrlich in sich.