Wer rastet, der rostet – das gilt auch für alte Doppeldecker. Und deswegen bemühe ich mich, alle zwei bis drei Wochen „eine Runde zu drehen“. Aber mal passt der Termin nicht, dann das Wetter usw. usw. …
Am 26.Januar ergab sich aber eine Gelegenkeit. Die stabile Hochdrucklage war schon Tage vorher angekündigt und trat dann auch pünktlich ein. Das ist das Wetter, bei dem man sich schön einmummelt und dann mal eine Stunde lang bei einem Spaziergang die Sonne genießt.
Genauso habe ich es auch gemacht, und so wie sich jeder Sportler aufwärmt, muss auch der QAX aus der Kältestarre erweckt werden. Das gilt insbesondere für das Öl im Motor, dass bei -10°C nicht so richtig fließen will, und auch für die Ansaugrohre zwischen den Vergasern und den Zylinderköpfen, an denen der Kraftstoff aus dem Kraftstoff-Luft-Gemisch wieder auskondensiert, wenn sie zu kalt sind – und kalte Luft alleine zündet nicht. Also habe ich einen maßgeschneiderten Tauchsieder für das Öl und ein Warmluftgebläse für den Rest des Motors.
Nach mäßigen Mühen und einigen Umdrehungen mit der Anlasserkurbel blubberte der Sh 14 Motor ruhig vor sich hin, und ich habe ihn im Windschatten einer Flugzeughalle noch 15 Minuten warmlaufen lassen, bevor ich mich von der Piste 03 in die Luft erhob. Wenn es so kalt ist, und man alleine im Flugzeug sitzt, dann eweist sich der QAX als wahre Rakete. Schnell hatte ich 1500 m Höhe erreicht und konnte die tolle Fernsicht über der Inversion genießen.
Die Sicht zum Boden war allerdings sehr schlecht und gegen die schon tief stehende Nachmittagssonne war kaum Navigation möglich. Also flog ich nach Kompaßkurs zunächst auf die Sonne zu, um dann mit dem Sonnenlicht den Flugplatz ständig im Auge behalten zu können. Das Herz war warm, Hände und Füße aber ausgesprochen kalt. Deswegen setzte ich nach etwa 20 Minuten wieder zur Landung an. Da der Ostwind scharf von der Seite wehte, entschloss ich mich in niedriger Höhe nocheinmal durchzustarten, denn für die eine Landung mit deutlichem Seitenwind auf einer Asphaltbahn fühlte ich mich inzwischen zu grobmotorisch. Ich flog noch eine Platzrunde und landete dann auf der hartgefrorenen Graspiste 09 ziemlich genau gegen den Wind.
Schnell schob ich das Fliegerle wieder in die Halle und versorgte mein Schätzchen.
Obwohl der Aufwand an solchen Winterflugtagen sehr hoch ist, haben sich die wenigen Augenblicke gelohnt. Über der Inversion war es wärmer als am Boden, die Sicht schier unendlich und die Luft wie Samt und Seide.
Und nun warten wir beide auf das Frühjahr !