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Porta Westfalica im November

Lange hat es gedauert, aber seit Anfang der Woche sah es endlich nach Südwestwind aus, der gegen die Hänge von Wiehen- und Wesergebirge wehen und dort das Segelfliegen ermöglichen würde.

Am Donnerstag war ich in Hamburg noch sehr eingespannt, und es wurde halb neun Uhr abends, bis Jens und ich uns auf den Weg nach Porta machen konnten. Trotz der späten Stunde wurden wir noch freundlichst empfangen und plumpsten erst nach Mitternacht ins Bett.

Während der Nacht hörte man dann und wann den Regen aufs Dach prasseln und den Wind um die Ecken heulen, letzteres war sehr willkommen.

Am frühen Morgen sah es noch finster aus, aber als wir vom Frühstück im Autohof zum Flugplatz zurückkehrten, deutete sich das Rückseitenwetter schon an. Nach und nach trudelten die Kameraden ein, und wir konnten den Bergfalken aufrüsten. Fünf Mann werden dafür mindestens benötigt, aber da ich das nun schon einige Male durchexerziert habe, geht es inzwischen ganz gut.

Um kurz nach 11.00 h standen wir auf der Piste bereit, und Redolf Wilken rollte mit der Schleppmaschine vor. Um 11.12 h hoben wir ab, und nur drei Minuten später klinkte ich in 400 m aus. Der Hang trug gut, wir drehten nach Osten und hüpften kurz darauf über die Weser an die Hänge des Wesergebirges. Dort war das Steigen aber etwas enttäuschend, und nach wenigen Kilometern entschlossen wir uns, wieder nach Westen zu fliegen. Nun wurde klar, was die Ursache für die schwachen Aufwinde war. Wir kamen kaum voran, es musste also eine sehr starke westliche Komponente vorherrschen, die den Wind in recht spitzem Winkel gegen die Hänge strömen ließ. Erst nach ungefähr einer Stunde zähen Ringens um Höhe wagten wir den Sprung zurück ans Wiehengebirge und stießen dort sofort auf einfachere Bedingungen. Der große Ehrgeiz war für diesen Tag dahin, und wir genossen es, die 12 km zwischen dem Denkmal an der Porta und dem kleinen Kirchlein in Bergkirchen, wo eine „Paßstraße“ über das Wiehengebirge führt, völlig entspannt hin- und her zu fliegen. Wir beobachteten die Regenschauer, die weiter westlich über das Wesergebirge hinwegzogen und waren froh, uns dort nicht abplacken zu müssen. Ausserhalb der Schauer herrschte inzwischen bestes Rückseitenwetter vor, die Sichten waren endlos, aber so langsam spürten wir auch die eingeflossene Kaltluftmasse an Händen und Füßen. Wir beschlossen, vier Flugstunden vollzumachen und landeten um 15:12 h wieder in Porta.

Erst nach dem Aussteigen bemerkten wir, welche Auswirkungen Kälte und schlechte Ergonomie auf den Organismus haben – es dauerte, bis wir wieder so richtig gerade gehen konnten. Entgegen der alten Seefahrerregel „Erst dat Schipp und dann der Schipper!“ wärmten wir uns erst kurz auf, bevor wir den Flieger in die Halle schoben und versorgten. Die Auswertung des Fluges ergab nicht sonderlich viele Kilometer, aber deutlich mehr Punkte, denn der Bergfalke hat wegen seiner sehr bescheidenen Flugleistungen einen sehr günstigen Index. Aber alles hat zwei Seiten. An einigen Stellen an der Ostflanke der Porta konnten wir uns mit dem langsamen Flugzeug gegen den Wind mehr oder weniger stationär in einen Aufwind stellen, wo andere mit moderneren Flugzeugen einfach hätten durchfliegen müssen.

Am Ende war es mit genau vier Stunden der bisher längste Flug mit dem Bergfalken – und morgen ist wieder Südwestwind vorhergesagt. Mal sehen, was der Tag dann hergibt!

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